Wie gesund ist Tretroller fahren?

Ist Tretroller fahren wirklich gesund? Der Tretroller ist eine tolle Alternative zum Laufen oder Radfahren und besitzt einige Vorteile.

Ein Wundermittel ist er dabei natürlich nicht, aber mit der richtigen Technik er bietet Möglichkeiten sowohl für Hochleistungssportler, Hobbyathleten und sogar Rehabilitationspatienten.

Tretroller fahren und die Kondition

Wer sich viel und lange anstrengend bewegt wird auch seine Ausdauerfähigkeit trainieren. Dies gilt natürlich auch für den Tretrollersport. Die Intensität kann dabei zwischen dem Laufen und Radfahren angesiedelt werden.

Angenehm ist, dass die Intensität hierbei sehr variabel und persönlich variiert werden kann. Durch Anpassen der Geschwindigkeit wird entweder eine niedrige oder hohe Belastung gewählt.

Wie viel Energie du investieren musst bzw. wie viele Kalorien du verbrauchst ist also immer sehr individuell – grobe Richtwerte bekommst du hier: Wie viele Kalorien verbraucht man beim Roller fahren? Gerade im niedrigen Bereich, kannst du die Fortbewegung weiter nutzen, auch wenn die Kraft (zum Beispiel in einer Rehabilitation oder bei eingeschränkter Mobilität) noch nicht für mehr ausreicht.

Ob Ausdauer, Kraftausdauer oder allgemeine Fitness – der Tretroller ist für alle Formen geeignet.

Tretroller fahren und der Kraftaufbau

Wie bei jeder Sportart werden auch beim Rollerfahren gewisse Muskelgruppen beansprucht und trainiert. Der große Vorteil beim Tretroller ist, dass dies sehr viele Muskeln sind!

Natürlich werden insbesondere die Beine trainiert, aber auch der Oberkörper und die Skelettmuskulatur sind stark involviert, denn nur so kann ein effektiver Vortrieb erzeugt werden.

Wer das erste mal Tretroller fährt, wird dies sehr deutlich zu spüren bekommen 😉

Tretroller fahren und die Koordination

Beim Rollerfahren muss der Körper stabil auf dem Trittbrett gehalten werden, während mit dem Schwungbein die Kraft auf den Untergrund übertragen wird. Dies fördert die Stabilität und das Gleichgewicht.

(Wer das nicht glaubt kann sich ja mal auf ein Bein stellen und mit dem anderen von vorne nach hinten durchschwingen – gar nicht so einfach 😉 )

Tretroller fahren und die Hüfte

Die Hüfte, genauer gesagt das Hüftgelenk ist das zweitgrößte seiner Art im menschlichen Körper. Es ist die Verbindung zwischen Oberschenkelknochen und Becken und erfüllt damit eine wesentliche statische Funktion. Es gibt zahlreiche Krankheitserscheinungen der Hüfte. Vereinfacht gesagt kann es Probleme mit dem Knochen, der Kapsel, den Sehnen / Bändern und der Muskulatur geben.

Knöcherne Erkrankungen sind nur selten auf eine Fehlbelastung zurückzuführen und so auch beim Roller fahren ohne Relevanz. Der Verschleiß des Knorpels ist auf Grund der geringen Stoßbelastungen ebenfalls zu vernachlässigen und bewegt sich im Belastungsniveau des Gehens.

Bei Sehnen, Bändern und der Muskulatur ist der Bewegungsradius, die Dauer- sowie Maximalbelastung entscheidend. Hierbei kommt es auf eine saubere Technik an, denn die bestimmt, wie gut die Bewegungen in den normalen Aktionskreis fallen. Bei sauberer Ausführung der Fahrtechnik kommt es nicht zu einem Abknicken der Hüfte, wodurch das Gelenk geschont und nicht stärker als beim Gehen belastet wird. Wichtig ist außerdem, dass die Hüfte nicht gegen die Vorspannung überstreckt wird, um die Sehnen zu schützen. Hierzu sollte das Standbein aktiv in die Bewegung eingebunden werden, um eine Überdehnung zu vermeiden.

Tretroller fahren und das Knie

Auch das größte Gelenk des Menschen ist eine komplexe Struktur aus Knochen, Knorpel, Sehnen und Muskeln. Insbesondere beim Laufen wirkt auf diesen sensiblen Apparat eine hohe Stoßbelastung. Dabei wirkt das 1,5 fache des Körpergewichts (also zum Beispiel bei einem 80 kg schweren Mann eine Belastung von 120 kg) bei jedem einzelnen Schritt.

Beim Tretroller fahren muss das Körpergewicht nicht abgefangen werden, sondern ist (vom Sprungwechsel abgesehen) immer mit dem Standbein auf dem Trittbrett abgestützt. Die Bewegung des Standknie ähnelt einer leichten dynamischen Kniebeuge. Und jeder weiß noch aus der Schule, dass dabei das Knie nicht nach vorne über den Fuß hinausragen sollte – dies gilt auch hier! So kann das Standbein perfekt in den Bewegungsablauf eingebunden werden – gesund und effektiv.

Das Stoßknie übertragt dabei die Energie des gesamten Körpers auf den Untergrund und sollte ebenfalls keine Extremposition einnehmen. Wird eine leichte Beugung beibehalten (also kein Lock-out) sind auch hier die Gesamtbelastungen deutlich niedriger, als beim Laufen!

Tretroller fahren und der Rücken

Der Rücken ist ein sehr komplexes Konstrukt, was vielen Menschen Probleme bereitet. Die Ursachen hiervon können sehr unterschiedlich sein. Von leichten Verspannungen, Muskelblockaden, ungleichmäßigen Belastungen bis hin zum Bandscheibenvorfall.

Eine pauschale Aussage über die einzelnen Probleme und durch das Tretroller fahren Besserung möglich ist hängt vom Einzelfall ab. Sollten Schmerzen vorliegen, sollte deshalb stets mit einem Spezialisten das Vorhaben Rollerfahren besprochen werden.

Rückenfreundlich ist der Tretroller insofern, dass die Stoßbelastungen verringert werden. Das 1,5 fache des eigenen Körpergewichts ist hier nicht bei jedem Schritt abzufedern. Außerdem liegt eine nahezu aufrechte Position vor. Im Gegensatz zum Radfahren liegt eine natürlichere Haltung vor und es kommt seltener zu Muskel- und Sehnenproblemen. Auch die Streckung des Oberkörpers trägt positiv zur Schonung des Rückens bei.

Wichtig ist auch hier eine saubere Ausführung der Fahrtechnik! Liegt eine ungleichmäßige Belastung oder schädliche  Verdrehung des Oberkörpers vor, können Rückenprobleme auftreten und den Spaß am Rollerfahren verderben.

Unterstützt wird die Stabilität im Oberkörper dabei durch leichtes Anspannen der Bauchmuskulatur. Dies stärkt den Rumpf und verbessert die Kraftübertragung.

Tretroller fahren und die Achillessehne

Das Abstoßen vom Boden erfolgt nicht stoßartig, sondern über ein kraftvolles Abrollen über einen Großteil des Fußes. Hierbei wird die Achillessehne zwar gespannt, sollte aber nicht als Hauptkraftübertragung gelten, sondern lediglich die Stabilität unterstützen. Der Vortrieb sollte also nicht über ein übermäßiges Vordehnen und komplettes Aufrollen des Fußes geschehen (keine Maximalwinkel mit plötzlichen Belastungen zwischen Unterschenkel und Fuß). Werden diese einfachen Regeln befolgt, kann die Achillessehne geschont und Beschwerden minimiert werden.

Tretroller fahren in der Reha

Verletzungen und Bewegungseinschränkungen stellen ein großes Problem für die Betroffenen dar. Der Alltag ist deutlich erschwert und die Wiedererlangung der gewohnten Mobilität ein wichtiger Genesungsaspekt. Insbesondere Einschränkungen in den Beinen oder dem Stützapparat können Indikatoren für eine “Tretroller-Therapie” sein. Dort wo Laufen noch nicht möglich ist, bietet der Roller eine unterstützende Alternative, schafft Mobilität und Freiheit und fördert die Heilung. Die Koordination kann verbessert, große Gelenke stabilisiert, die Muskulatur gekräftigt, Bewegungsabläufe geschult und die Ausdauer gesteigert werden. Einige Kliniken haben dieses Potenzial erkannt und bieten Tretroller im Rahmen des Gesundheitssports und der Rehabilitation an.

Wie gesund ist also Tretroller fahren?

Sehr gesund! Mit der richtigen Technik und dem Wissen über die Grenzen des eigenen Körpers kannst du viel Spaß haben, sportliche Ziele erreichen und deine Gesundheit fördern und fordern. Einen Versuch ist es auf jeden Wert – try and enjoy!

Happy Rolling!

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Kommentare

  1. Hi Martin!
    Danke für die vielen Informationen! Beziehen sich diese aber auch gleichermaßen aufs Trickscooter fahren wo gerade die diversen Sprünge über Kanten und Halfpipe-Akrobatik den Körper fordern? Wie wirkt sich die ständige Adrenalinausschüttung aus?
    Wär klasse wenn Du mir dazu was sagen könntest.
    Vielen Dank, Silvia

    1. Autor

      Hallo Silvia,
      danke für dein Lob und die tolle Frage!

      Trickscootern ist natürlich eine besondere Form des Rollerfahrens und wie du schon sagst mit ganz speziellen Anforderungen an den Körper verbunden! Es besteht eine deutlich höhere Dynamik, es gibt stärkere Stoßbelastungen und die Maximalkraft wird immens beansprucht! Dazu kommt natürlich die deutlich gesteigerte Sturzgefahr. Daher sind die Ausführungen in dem Beitrag sicher nur bedingt anwendbar! Doch dazu gleich mehr, wichtig ist dir sicher auch folgende Frage:

      Ist Trickscootern gesund?

      Grundsätzlich ist jeder Sport, der den Körper fordert gesund! Es gibt zahllose Prozesse im Körper die eine langfristige gesundheitliche Wirkung erzeugen, die durch Sport ausgelöst werden. Das ist natürlich sehr vereinfacht ausgedrückt, bringt es aber auf den Punkt!
      Das Entscheidende ist, dass der Körper nicht überfordert wird! Und dies ist natürlich extrem individuell! So kannst du vielleicht 3 Stunden trickscootern und es geht dir danach blendend (aber erschöpft). Ich würde vielleicht schon nach 30′ unkonzentriert werden weil ich so kaputt bin und sich meine Muskeln und Gelenke beschweren! 😉

      Doch nun zur Frage wie die einzelnen Punkte des Beitrags auf Trickscooter anzuwenden sind! Ich fasse diese nur kurz zusammen, um den Rahmen nicht zu sprengen 😉
      – Kondition: Steigerung im Bereich Maximalkraft und Kraftausdauer, eher weniger in der allg. Ausdauer
      – Kraftaufbau: Deutlich stärker als beim normalen Tretrollerfahren! Insbesondere Skelettmuskulatur! (also nicht direkt sichtbar)
      – Koordination: Deutlich stärker!
      – Hüfte, Sehnen, Muskulatur: Deutlich höhere Beanspruchung! Bei Problemen würde ich den Sport zunächst meiden und erst bei geringen/keinen Beschwerden LANGSAM damit anfangen!!!
      – Knie: Viel stärkere Stoßbelastungen! Definitiv nicht die richtige Sportart!
      – Rücken: Auch hier größere Stoßbelastungen! Präventiv sicher eine Möglichkeit, wenn man es dosiert angeht und Stürze nicht an der Tagesordnung sind. Bei aktuellen Problemen auch meiden!
      – Achillesehne: Keine Dauerbelastung, dafür Spontanbelastungen. In jedem Fall ordentlich Aufwärmen!!! Auch hier gilt: bei Problemen ehr darauf verzichten!

      Und hier noch ein paar Dinge auf die man aus meiner Sicht UNBEDINGT achten sollte:
      1. Schutzkleidung tragen (Helm!!!, Knieschoner!, ggf. Ellbogen und Handgelenkschoner)
      2. Angemessen fahren (mach nichts, was deine Fähigkeiten deutlich übersteigt!)
      3. Nur fahren wenn man sich fit fühlt (keine Krankheiten etc.)
      4. Nur fahren wenn die Umgebung geeignet ist (kein nasser Untergrund!)
      5. Nicht allein fahren (es sollten andere Leute in der Nähe sein)
      6. Nichts unnötiges in den Taschen haben (Handys gehen kaputt und tun weh wenn man drauf fällt)
      7. Nicht übertreiben (Aufhören bevor man unkonzentriert wird)

      Und zur Adrenalinausschüttung: die ist normaler Bestandteil einer starken sportlichen Betätigung! Egal ob du läufst, schwimmst, kletterst oder trickscooterst – dein Körper merkt, dass du gefordert bist und hilft dir durch die Hormonausschüttung dein körperliches Maximum zu erreichen! Eine total normale und erwünschenserte Reaktion!

      Ich hoffe dies beantwortet deine Frage?!

      Trickscooterst du um gesund zu werden? Zu bleiben? Hast du Bedenken? Beschwerden?

      Ich wünsche dir in jedem Fall weiterhin viel Spaß dabei und bleib gesund! =)

  2. Guten Tag Martin,
    ich habe mir einen Yedoo S2016 gekauft und bin super zufrieden damit. Ich habe mich sehr schnell ans Rollerfahren gewöhnt und brauche nur ein paar Minuten länger zur Arbeit als mit dem Fahrrad.

    Zwei Sachen fuchsen mich allerdings: da ich durch meine sitzende Arbeit oft Hüftprobleme habe, hatte ich die Hoffnung, dass diese durch das Rollerfahren weggehen. Leider nicht. Sobald ich wieder bei der Arbeit sitze, habe ich sofort dieses Druckgefühl, vor allem in der linken Hüfte.

    Seit dem ich Roller fahre, habe ich Schmerzen im linken Schulterblatt. Die Schmerzen kommen ausschließlich beim Rollerfahren.

    Ich mache parallel Physiotherapie, aber ich dachte, ich frage mal einen Tretroller Kenner! Hast du da Erfahrungen, Tipps?

    Grüße

    1. Autor

      “Zum Glück” habe ich keine Erfahrung mit Schulterproblemen.
      Ich kenne es aber, dass bei neuen Bewegungen plötzlich Dinge weh tun, von denen man es nicht erwartet hat. Da werden Muskeln aber auch Sehnen und Gelenke anders beansprucht als viele Jahre zu vor. Das kann weggehen,muss aber auch nicht.

      Am Anfang sollte man behutsam starten und sich nicht verausgaben. Ein Marathonläufer wird man auch nicht an einem Tag 😉

      Mein Rat wäre immer nur so viel zu machen wie man sich ohne Schmerzen zutraut und schließlich zu einem Arzt zu gehen, falls man stärkere Probleme hat.

  3. hallo martin

    ich liebe es mit dem trottinet zu fahren,aber ich kann nur einseitig fahren ,
    ich fühle mich mit der anderen seite unsicher und habr schmerzen da ich vor 4monaten hamstring abriss hatte, nun frage ich dich ob das für den körper schlecht ist od was ich tun könnte.
    andrea

    1. Autor

      Erst einmal gute Besserung für dich!

      Und dann kann ich natürlich nur aus meiner persönlichen Erfahrung mit Verletzungen sprechen. Bei mir war es so, dass ein stechender Schmerz grundsätzlich kein gutes Zeichen war. Bei Muskelverletzungen ist jedoch ein Reizschmerz bzw. Dehnungsschmerz durchaus normal nach einer Blessur. Es sollte aber nicht über ein “Ziehen” hinausgehen.

      Mein Rat ist also: Mach nur so viel, wie du dir selber zutraust.

      Hast du größere Zweifel ist dein Arzt oder dein Physiotherapeut die beste Adresse, um sich abzusichern.

      Beste Gesundheit für dich!

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