Ist man in den deutschen Städten unterwegs, trifft man fast täglich in den Fußgängerzonen, auf den Straßen und in der Bahn auf einen Tretroller. Und immer sehen die Geräte ein wenig anders aus. Mal zusammengeklappt, mal groß mal klein. Was ist das eigentlich genau, was da an einem vorbei gesaust ist?
Es gibt fast unendlich viele Modelle von Tretrollern. Und während bei einigen Geräten Kindheitserinnerungen wach werden und man in ein leichtes wohlwollendes Schmunzeln verfällt, lassen andere Rollertypen ein erstauntes Zweifeln zurück.
Die Vielfalt ist kaum zu erfassen, fast täglich werden neue Geräte entwickelt und kommen auf den Markt. Immer ein wenig anders. Dennoch kann man die Roller und seine Verwandten in ein paar Kategorien zusammenfassen und einen groben Überblick geben.
Was ist ein Tretroller? – Ganz allgemein
Ein Tretroller ist ein Gefährt, dass mit Muskelkraft betrieben wird und ein Trittbrett hat, das relativ nah am Boden ist. Im Gegensatz zum Fahrrad hat man also keinen Sattel oder Sitz, sondern steht beim Tretrollerfahren. Außerdem besitzt der Tretroller zwei Räder die in einer Spur, also hintereinander, laufen.
Der Vortrieb erfolgt über das Abstoßen mit einem Bein, während das andere auf dem Trittbrett zur Stabilisierung positioniert ist. Es werden somit deutlich mehr Muskelgruppen zur Fortbewegung eingesetzt als beim Fahrradfahren. Die Richtung wird grundsätzlich über einen einfachen Lenker bestimmt, der mit beiden Händen bedient wird.
Der Kinderroller – Ein Klassiker und Kindheitstraum
Den “eigentlichen” Tretroller gibt es schon seit fast 100 Jahren und ist in seiner ursprünglichen Form wahrscheinlich noch den meisten als Kinderspielzeug bekannt. Seine Bauweise ist sehr einfach gehalten und war somit immer ein wesentlicher Faktor für seinen Erfolg. Im Wesentlichen besteht er aus einer Trittfläche, einem Scharnier und einem Holm mit Lenker. Eine Bremse gab es zunächst nicht. Gerade für die Nutzung durch Kinder wurden häufig zwei Hinterräder (jeweils links und rechts am Trittbrett montiert) zur besseren Stabilität verwendet. In seiner urpsrünglichen Form bestand der Kinderroller zum Großteil aus Holz. Die Räder waren aus Metall mit einer gummierten Lauffläche.
Seine niedrigen Kosten und seine einfache Benutzung haben den Kinderroller sehr beliebt werden lassen. Durch seinen hohen Spaßfaktor (hey – wer fand bitteschön seinen Roller doof?!) und seinen idealen Übergang zum Fahrradfahren konnte er sich über viele Jahre etablieren.
Der Kinderroller ist heutzutage deutlich komplexer, besitzt gelegentlich eine einfache Bremse und ist seltener aus Holz gebaut. Häufig werden Roller aus Kunststoff hergestellt und sind in einer unendlichen Anzahl von Designs erhältlich.
Mehr zum Thema Kinderroller erfahrt ihr natürlich in einem späteren Artikel.
Der Mini-Klapproller – die urbane Lösung
Während der Tretroller lange Zeit nur ein Spielzeug für die kleinen war, hat der steigende Stadtverkehr dafür gesorgt, dass neben dem Fahrrad auch Roller für Erwachsene den Markt erreichten. Ein neuer Trend entstand und im Jahre 1992 wurde in der Schweiz ein Roller gebaut, der sich zusammenfalten ließ – der Mini-Klapproller war geboren.
Natürlich war Holz nicht mehr das modernste Baumaterial, und Kunststoff, sowie leichte Metalle traten an seine Stelle. Der Mini-Klapproller hatte sich außerdem bei den Inlineskatern die Vollgummiräder abgeschaut, die besonders klein und robust auch für Roller geeignet waren.
Der Klappmechanismus war eine neue Idee und Ergebnis der Bedürfnisse auch im Nahverkehr einfach und schnell unterwegs zu sein. Die so genannte “last mile” wurde zum Katalysator der Roller-Entwicklung.
Häufig werden Mini-Klapproller auch “Microscooter” genannt. Das liegt zum einen natürlich daran, dass sich hiermit ein besonders kleiner Roller (auf englisch und somit auch “cool”) beschreiben lässt, zum anderen hat sich eine Schweizer Firma namens “Micro” auf diese Rollerart spezialisiert und es geschafft, ihren Namen in die Produktkategorie einzupflanzen (Stichwort “Tempo”, “O.B.”, “Nutella” etc.).
Der Downhill-Roller – Sicher abwärts
Wie der Name schon sagt ist der Downhill-Roller eine Variante des Rollers, der dazu gedacht ist, unwegsames und steiles Gelände befahren zu können. Im Prinzip ist diese Form daher der Bruder des Mountain-Bikes. Er besitzt deutliche größere Räder, die es einem ermöglichen auch größere Unebenheiten zu überfahren und hat breitere Luftreifen, die nicht nur leichter sind, sondern auch gedämpft und wartungsfreundlicher.
Der Rahmen ist natürlich stabiler ausgelegt, um dem Gelände gerecht zu werden und die größeren Kräfte problemlos aufzunehmen. Auch das Trittbrett als zentrales Element besitzt besondere Nehmerqualitäten und ist nahezu unkaputtbar. Erreicht wird dies durch besonders robuste Materialien und eine hoch entwickelte Konstruktion.
Die Downhill-Roller sind mit 2 Bremsen (wie beim Fahrrad) ausgestattet und es werden gelegentlich sogar Scheibenbremsen eingesetzt. Um einen höheren Komfort zu ermöglichen werden auch Federgabeln eingesetzt.
Eine besondere Form der Downhill-Roller sind die Monsterroller, die mit ihren Ballonreifen noch mehr Dämpfung und Stabilität liefern und für ein besonderes Fahrgefühl sorgen.
Der Stuntscooter – Trickreich unterwegs
Neben dem Bruder des Mountain-Bikes gibt es auch für das BMX einen adäquaten Vertreter. Der so genannte Stuntscooter ist ebenfalls hoch belastbar und ermöglicht so hohe Kräfte bei Sprüngen (und Stürzen…) auszuhalten. Insbesondere die Reifen und Felgen sind starken Verschleißerscheinungen ausgesetzt und werden häufig ersetzt. Gleiches gilt für das Griptape – ein Sandpapier, das auf das Trittbrett aufgeklebt ist und für eine maximale Reibung und sicheren Stand sorgen soll.
Immer mehr solcher wendigen Roller können in Stuntparks beobachtet und bestaunt werden. Die durchführbaren Tricks sind vielfältig und denen der BMX Fahrer nicht unähnlich. Sehr beeindruckend!
Der (Sport-)Tretroller – Das Fahrrad ohne Pedale
Im Freizeit und Sportbereich haben sich die Tretroller auch zu einer Alternative für das Fahrradfahren entwickelt. Die Variante die im normalen Straßenverkehr eingesetzt wird heißt meist einfach nur Tretroller (oder Trittroller). Im Prinzip ist der Sport-Tretroller ein Fahrrad mit einem Trittbrett statt Sattel und ohne Pedale. Die Komponenten sind Original-Fahrradteile und ermöglichen so eine hohe Qualität und eine einfache Verfügbarkeit. Der Austausch gestaltet sich einfach und macht den Sport so auch zu einem Bastler-Hobby.
Die großen Durchmesser der Reifen ermöglichen ein schnelles Vorankommen und stabiles Fahren. In der Regel kann man mit 3/4 der Geschwindigkeit eines Fahrrads kalkulieren. Auch ein Fahren bergauf und bergab ist mit den Tretrollern möglich. Der umfangreiche Körpereinsatz im Gegensatz zum Fahrradfahren macht den Tretroller zu einer intensiven und abwechslungsreichen Alternative.
Der Sportgedanke spiegelt sich in diversen Vereinen und Verbänden wider, die steigende Mitgliederzahlen erleben und immer beliebter werden. Zwar ist die Zahl der Tretrollerfahrer in Deutschland im Vergleich noch (!) eher gering, aber es gibt Meisterschaften und eine wachsende Anzahl von Einzelevents, bei denen sich Begeisterte messen können.
Ähm – und was ist mit…
- eScootern
- Kickboards
- Wavescootern
- u.v.m.
Diese Abkömmlinge sind keine Tretroller im klassischen Sinne. Insbesondere die elektrischen Varianten könnte man zwar zumeist den Hauptkategorien zuordnen, aber durch ihre neue Vortriebsart bilden sie eigentlich schon eine eigene Kategorie, die es gesondert zu betrachten lohnt!
Happy Rolling!
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Bildnachweis:
Der klassische Kinderroller aus Holz – Bundesarchiv, Bild 183-19000-2205 / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
Mini-Klapproller, klein und leicht – By 丁 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], from Wikimedia Commons
Downhill-Roller mit großen Reifen – By Ji-Elle [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], from Wikimedia Commons