Sind E-Scooter wasserdicht?

E-Scooter erfreuen sich wachsender Beliebtheit und sind als Verleih-Modelle und Privatfahrzeuge zunehmend auf den Straßen unterwegs.

Bei der Verwendung und insbesondere beim Kauf eines E-Scooters stellt sich die Frage, ob das Kleinfahrzeug den Ansprüchen und Anforderungen gewachsen ist.

Der E-Scooter soll im Freien verwendet und abgestellt werden. Dabei ist er ganzjährig der Witterung ausgesetzt. Hohe Luftfeuchtigkeiten, Regen und Spritzwasser wirken so permanent auf ihn ein.

Daher spielt die Widerstandsfähigkeit gegen Wasser eine entscheidende Rolle.

Unterscheidung zwischen wasserdicht und wasserfest

Der Unterschied zwischen wasserdicht und wasserfest ist wichtig für die Frage, ob ein E-Scooter Wasser aushält. Häufig werden beide Begriffe umgangssprachlich eingesetzt und miteinander vertauscht.

Wasserdicht ist ein Material oder Bauteil, wenn es Wasser zu 100% abhält. Dabei dringt kein Wasser ein, das Material weicht nicht auf und es gibt keine zeitliche Einschränkung.

Jedoch gilt diese Aussage stets nur unter bestimmten Rahmenbedingungen. So gibt es häufig eine Einschränkung des Wasserdrucks. Eine wasserdichte Uhr ist zum Beispiel nur bis zu einer bestimmten Wassertiefe wasserdicht, da ansonsten der Druck zu groß wird und Bauteile ihre wasserdichten Eigenschaften verlieren. Im normalen Gebrauch spielt diese Einschränkung für dich jedoch keine Rolle.

Wasserfest (wasserabweisend, wasserresistent) ist ein Material oder Bauteil, wenn es Wasser zu einem gewissen Grad abhält. Dabei sind die Wassermenge und die Einwirkdauer wichtige Kriterien.

Bei stärkerer Nässe besteht also kein Schutz vor Wasser. Außerdem ist davon auszugehen, dass das Material auf Dauer (auch der normalen) Nässe nachgibt.

Wie viel Nässe und wie lange die Einwirkzeit sein darf ist dabei häufig nicht klar definiert. Kein Hersteller gibt eine Auskunft wie “wasserfest bis 27 Minuten im Starkregen und 18 Minuten im Schauer”.

Zur Unterteilung der Widerstandsfähigkeit gegen Wasser gibt es jedoch die IP-Schutzarten gemäß DIN.

Sind E-Scooter wasserdicht?

E-Scooter sind nicht wasserdicht und können nicht uneingeschränkt Wasser aushalten. Dies gilt sowohl für die Menge, als auch die Einwirkzeit. Jedoch ist dies auch nicht die Aufgabe eines E-Scooters, weshalb er eine Wasserdichtigkeit nicht benötigt

Ein wasserdichter E-Scooter könnte unter Wasser getaucht und nach einer längeren Zeit hervorgeholt und wieder benutzt werden. Dies ist nicht möglich und liegt meist an den Abdeckungen der Elektronikbauteile, die nicht so abschließen, das sie größerem Druck standhalten.

Den Einsatz des Scooters beeinflusst diese nicht vorhandene echte Wasserdichtigkeit jedoch nicht. Er muss lediglich für die auftretenden Wassermengen geschützt sein (dein Auto ist auch nicht wasserdicht und kann Jahrzehnte im Regen eingesetzt werden).

Sind E-Scooter wasserfest?

E-Scooter sind wasserfest. Sie halten je nach Herstellung eine gewisse Menge an Wasser aus. Dabei muss zwischen den verschiedenen IP-Schutzarten unterschieden werden. Diese geben an, wie viel Wasser der Roller abhält.

Ein E-Scooter ist als Fahrzeug für die Nutzung im Straßenverkehr konstruiert und produziert. Die Hersteller achten dabei auf eine möglichst hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber nassen Straßen und Regen.

Dabei gibt es natürlich Unterschiede in der Wasserfestigkeit der einzelnen Modelle. Dies liegt am Design, den genutzten Materialien und der Fertigungsqualität.

Was sind IP-Schutzarten?

Der Grad der Widerstandsfähigkeit gegen Wasser wird mit der IP-Schutzart angegeben. Dies geschieht mittels eines Codes aus dem Kürzel IP und zwei Ziffern (zum Beispiel IP45). Die zweite Ziffer gibt dabei an, wie wasserfest der E-Scooter ist.

Mit Hilfe dieser Schutzarten soll gemäß DIN EN 60529 ein standardisierter Wert angegeben werden, der dem Nutzer ermöglicht zu erkennen, wie das Bauteil (oder der E-Scooter) eingesetzt werden darf.

IP steht hierbei für Ingress Protection (manchmal auch International Protection genannt) und bedeutet Schutz vor Eindringung.

Die erste Ziffer steht für den Widerstand gegen Fremdkörper. Dieser Wert ist für dich beim E-Scooter nicht wichtig. Mitunter wird sie auch durch ein X ersetzt, wenn sie keine Rolle spielt oder nicht festgestellt wurde (IPX5).

Die zweite Ziffer gibt die Wasserfestigkeit in folgenden Kategorien an:

SchutzartBedeutung
0kein Schutz
1Schutz gegen Tropfwasser
2Schutz gegen fallendes Tropfwasser, wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist
3Schutz gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte
4Schutz gegen allseitiges Spritzwasser
5Schutz gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel
6Schutz gegen starkes Strahlwasser
7Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen
8Schutz gegen dauerndes Untertauchen
9Schutz gegen Wasser bei Hochdruck-/Dampfstrahlreinigung

Welche Schutzart benötigt ein E-Scooter?

Die Schutzart für E-Scooter sollte mindestens der Kategorie 4 (allseitiges Spritzwasser) entsprechen. Ein weiterer Schutz der Kategorie 5 (Schutz gegen Strahlwasser) ist auf Grund des weiten Einsatzspektrums empfehlenswert.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die natürlichen Witterungsbedingungen sich nicht klar in die Schutzarten einteilen lassen. Während nasse Straßen der Kategorie 4 zugeordnet werden können ist bei starkem Regen die Frage, ab welcher Intensität die höhere Schutzart erforderlich wäre.

Dies liegt an der Struktur der DIN, die eine Verwendung unter bestimmten (Labor-)Bedingungen beschreibt. Es werden Spezifikationen und Prüfkriterien festgelegt. Hierbei werden jedoch keine Witterungsszenarien nachgebildet.

In der Praxis ergeben sich meist keine größeren Probleme in der Wasserfestigkeit, da alle (etablierten) Hersteller sich der Thematik bewusst sind und ihre Modelle entsprechend produzieren.

Gerade bei günstigeren Anbietern ist die Verarbeitung und die Designtiefe natürlich geringer ausgeprägt. Hier ist der Blick auf die Schutzarten noch wichtiger.

Welche E-Scooter sind wasserfest?

Es gibt inzwischen eine kaum zu überschauende Menge an verschiedenen E-Scootern auf dem Markt. Nicht alle geben Preis welcher Schutzart ihre Produkte entsprechen.

Ich habe mir die bekanntesten und beliebtesten E-Scooter Modelle einmal nach den Angaben über die Wasserfestigkeit angeschaut.

Häufig entspricht dabei die komplette Produktpalette eines Herstellers einer bestimmten Schutzart. So sind zum Beispiel auch alle nicht aufgeführten Egret-Modelle IPX4 eingestuft.

E-Scooter ModellIP-Schutzart
City Blitz MooveIPX4
CITY Blitz BEASTIPX4
Egret Ten V4IPX4
Egret TheUrban #HMBGIPX4
Ikonbit Ik-1969K CityIPX4
IOHawk Sparrow LegalIP54
LeheL5IP54
Micro eMicroIPX4?
Moovi ES145AIPX4
Ninebot MaxG30DIPX5 (Rahmen) / IPX7 (Inneres)
Odys Alpha X10IPX4
SoFlow S06IP65
SXT Light Plus Vn.a. (4 cm Wassertiefe)
Trekstor EG6078IPX4
XIAOMI Mi Scooter 1 SIP54
XIAOMI Mi Scooter Pro 2IP54
Liste von E-Scootern inkl IP-Schutzart

Die obige Liste gibt einen Eindruck darüber, dass sich der Großteil der Händler über die Einstufung bewusst ist. Einzelne geben jedoch nur Handlungsanweisungen (SXT).

An Hand von micro (eine Hausnummer im Scooter-markt) kann man erkennen, dass es auch schwer sein kann Angaben zu finden. Im Handbuch des eMicro steht kein Hinweis auf die Schutzart. Jedoch findet sich folgender Garantie-Ausschluss:

“Das emicro darf nur auf trockenem Boden gefahren werden, jegliche Fahrt auf nassen Belägen führt zum Erlöschen der Garantie”

Solche und ähnliche Formulierungen sind leider keine Seltenheit und finden sich bei einigen Herstellern. Damit will man sich absichern und Ansprüche vermeiden.

Dies ist natürlich nicht sehr kundenfreundlich und wäre für mich ein Ausschlusskriterium.

Wo finde ich die Kennzeichnung der Schutzart?

Die Schutzart findet sich im Datenblatt des Herstellers. Außerdem steht die Angabe im Benutzerhandbuch, falls eine Einstufung vorgenommen wurde.

Im Handbuch sind außerdem Hinweise zum Umgang mit nassen Witterungsverhältnissen angegeben. Dort wird häufig im Ausschlussprinzip darauf hingewiesen, dass ein vorsichtiger Umgang mit Nässe notwendig ist oder sogar Regen vermieden werden sollte.

Gibt es eine Kennzeichnungspflicht für die Schutzart?

Nein. Es gibt keine Kennzeichnungspflicht. Die Angabe über die Wasserfestigkeit ist an den Nutzer gerichtet und ermöglicht ihm den korrekten Einsatz. Somit obliegt es auch ihm, auf die Kennzeichnung zu achten bzw. nur geeignete Teile einzusetzen.

Dies soll die Hersteller dazu anhalten, die entsprechenden Kategorien einzuhalten und anzugeben. Das Verhalten des Verbrauchers (E-Scooter ohne Angabe nicht zu kaufen) ist der Anreiz für den Hersteller, sich um solche Prüfungen zu bemühen.

In der Praxis ist die Angabe der Schutzart noch kein Standard. Sehr viele E-Scooter treffen keine Aussage über die Kategorisierung. Nach meiner Recherche und Erfahrung haben weniger als 50 % der Hersteller eine Klassifizierung.


Leave a Comment